Vorwort
Der schwedische lutherische Theologe Gustav Wingren schließt sein Werk
"Evangelium und Kirche" mit den Worten: "Es könnte eine sinn-volle
Arbeitsaufgabe sein, wenn man die Erfahrung und den Glauben eines
Christenmenschen zu beschreiben versuchte" (S.265), und er fügt als
Anmerkung hinzu: "Dabei ist natürlich keine Rede davon, daß der Inhalt des
Evangeliums aus der Erfahrung des einzelnen abzuleiten sei. Man kann vom
Alltag und vom Gottesdienst ausgehen. Damit ist die Predigt des
Evangeliums in den Ausgangspunkt hineingenommen. In einem solchen Rahmen
kann es seinen guten Sinn haben, die Erfahrung und den Glauben des
Menschen thematisch zu behandeln ..." (ebd.).
Die folgende kleine Studie unternimmt den Versuch einer solchen
"theologischen Psychologie", einer "Dogmatik von unten" . Und zwar geht
sie dies Unterfangen an im Blick auf etwas ganz Unspektakuläres, den
Kirchgang, mithin aber etwas, das die beiden obengenannten Pole Alltag und
Gottesdienst am elementarsten miteinander verbindet.
Mit Kirchgang ist nicht in erster Linie der Besuch des Gottesdienstes
gemeint, sondern noch viel schlichter im allereinfachsten Wortsinn der
Gang zur Kirche.
Nicht nur programmatisch, auch inhaltlich bis in viele Details hinein
knüpft die Arbeit bewußt an die Theologie Gustav Wingrens an, eine
systematische Theologie lutherischen Typs aus dem skandinavischen Raum .
Diese will aber keinem "Luthertum" das Wort reden, sondern Luthers
ureigene Stimme in die evangelische, ja in die ganze Christen-heit
hineinsprechen. Mit den Werken Wingrens vertraut zu sein, ist nicht
erforderlich, um dem Gedankengang der Arbeit zu folgen . Es sei nur nicht
verschwiegen, welcher geistigen Vorarbeit sich die nachstehenden
Überlegungen verdanken.
Schon der flüchtige Blick verrät, daß die vorliegende kleine Studie nur
ein Torso ist - immerhin kein Fragment, bei dem der Leser es mit lauter
zusammenhanglosen Einzelstücken zu tun hätte, sondern eben besagter Torso,
der das Gesamtbild trotz mancher Mängel doch zu erkennen gibt. Die
Konsequenz ist, daß dieser Entwurf nur ein provisorischer ist und
ständiger Aktualisierung unterliegt. |